Eja Kapeller ✴︎ Journalistin

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Dossier
Krank vor Gericht
Krank vor Gericht
Eine Long-Covid-Patientin klagt erfolgreich auf Berufsunfähigkeit. Der Fall könnte nicht nur Folgen für Gesundheits- und Sozialsystem haben, er zeigt auch erstmals öffentlich, wie schwer sich der Staat bisher mit dem Krankheitsbild tut.
»Der Klägerin ist derzeit eine regelmäßige Arbeits­leistung nicht zumutbar«, steht im Urteil des Landesgerichts Graz vom 19. Jänner 2022. Auf den ersten Blick wirkt das wie juristische Routine. Rund 50.000 Menschen stellen jedes Jahr einen Antrag auf Berufsunfähigkeit oder das vorübergehende Rehageld bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), davon zieht jede·r Vierte wegen eines abgelehnten Antr…
DerStandard
Intensivmediziner: »Ich hoffe, dass nicht mehr so getrickst wird wie im Frühjahr«
Intensivmediziner: »Ich hoffe, dass nicht mehr so getrickst wird wie im Frühjahr«
Bei der Belegung der Intensivbetten durch Covid-Patientinnen und -Patienten wurde unterschiedlich gezählt, sagt Anästhesist Walter Hasibeder.
Die Bettenbelegung auf den Intensivstationen wurde zur zentralen Kennzahl des Pandemiemanagements gemacht. Doch wie verlässlich sind die Zahlen? Der Intensivmediziner und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Walter Hasibeder, vermutet unterschiedliche Zählweisen in den Bundesländern. STANDARD: Die zusätzliche Belastung der Inten…
DerStandard
Corona-Schutzkonzepte: Die Schule kann sicher sein
Corona-Schutzkonzepte: Die Schule kann sicher sein
Wenige Wochen bevor die Impfung auch für Kinder breit zugänglich ist, nimmt die Politik deren Durchseuchung in Kauf.
Die Schulen sollen offen bleiben. Dieses Ziel wurde im Sommer ausgegeben, und es ist zentral. Schulen sind nicht nur Klassenzimmer, in denen Kinder lernen, sondern Orte der sozialen Teilhabe – für manche sind sie die einzige Möglichkeit, Sport zu treiben oder Freundinnen und Freunde zu treffen. Was aber wird getan, um diese Räume sicher zu machen? Das Schutzkonzept für Schulen ist in vielen Punkte…
DerStandard
Off-Label-Impfung für Kinder: Abwägungssache
Off-Label-Impfung für Kinder: Abwägungssache
Immer mehr Eltern überlegen, ihre Kinder unter zwölf Jahren gegen Covid-19 impfen zu lassen. Für Ärztinnen und Ärzte ein Balanceakt. (Mit Levin Wotke)
Gut 450 Impfdosen hat Andreas Dóczy bisher verimpft. Ein Drittel davon hat der Wiener Kinderarzt an unter Zwölfjährige verabreicht, also »off-label«, ohne Zulassung der Europäischen Arzneimittelagentur und auch ohne Empfehlung des Nationalen Impfgremiums. »Ich kann die Risikoabwägung verantworten«, sagt der 61-Jährige. Noch nie wurde ein Impfstoff weltweit zur gleichen Zeit so häufig verimpft und …
DerStandard
Impfskeptische Frauen haben mehr Angst vor Nebenwirkungen als Männer
Impfskeptische Frauen haben mehr Angst vor Nebenwirkungen als Männer
Ein zentrales Motiv dafür ist ein Mythos: die Angst vor Unfruchtbarkeit. Die Impfkampagne sei aber nicht auf Frauen ausgerichtet, lautet die Kritik. Es fehle an direkter Ansprache. (Mit Jan Michael Marchart)
Da war er auf einmal, ein kleiner Knoten in der Brust. Dass er durch die Pille ausgelöst wurde, die Nina damals seit Jahren nahm, ist unwahrscheinlich. Das sagen Studien, das sagte Ninas Frauenarzt. In einer Operation wurde das Geschwür entfernt, das ungute Gefühl aber blieb. »Mir wurde da erst klar: Über mögliche Nebenwirkungen hat man mit mir gar nie gesprochen«, sagt sie. Heute hat Nina, die ei…
DerStandard
Steigende Infektionszahlen: Wann wird es gefährlich?
Steigende Infektionszahlen: Wann wird es gefährlich?
Durch die Impfung hat sich die Inzidenz von der Krankheitslast entkoppelt. Doch hohe Fallzahlen könnten trotzdem zum Problem werden.
Die Zahlen steigen, und sie steigen schnell: Diesen Montag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 25 – das bedeutet, dass in den letzten sieben Tagen 25 Infektionen pro 100.000 Einwohner registriert wurden. Vergangene Woche waren es noch elf. »Die Verdopplungszeit liegt damit unter einer Woche«, sagt der Komplexitätsforscher Stefan Thurner, der als Mitglied des Covid-Prognose-Konsortiums Prognosen für d…
DerStandard
Schwangerschaftsabbruch: Noch immer schwer zugänglich und teuer
Schwangerschaftsabbruch: Noch immer schwer zugänglich und teuer
Auch niedergelassene Gynäkologen dürfen die Abtreibungspille Mifegyne nun abgeben. Den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen hat das aber kaum verbessert.
200 mg Mifepriston, 11 mm Durchmesser – die ›Abtreibungspille‹ Mifegyne sollte den Schwangerschaftsabbruch in Österreich einfacher machen. Bis zur neunten Schwangerschaftswoche kann sie im Rahmen der Fristenregelung zum Abbruch eingesetzt werden – und stellt damit eine sichere Alternative zum chirurgischen Abbruch dar. Jahrzehntelang forderten Frauenorganisationen und Gesundheitsexpertinnen, dass …
DerStandard
Warum vor allem Frauen unter Long Covid leiden
Warum vor allem Frauen unter Long Covid leiden
Die Spätfolgen einer Corona-Infektion betreffen Frauen häufiger als Männer. Das erinnert an ein Krankheitsbild, das seit langem bekannt ist, aber kaum erforscht wurde.
Als vergangenen Sommer erstmals Berichte zu Long Covid aufpoppten, stellte der Neurologe Michael Stingl einen ungewöhnlichen Trend fest: Während auf den Intensivstationen mehr Männer als Frauen aufgrund einer akuten Covid-Infektion behandelt wurden, suchten ihn vor allem Frauen wegen Folgeerscheinungen der Erkrankung auf. Sie kamen mit extremen Erschöpfungssymptomen, Konzentrations- und Gedächtnis…
DerStandard
Wen die Hitze besonders trifft
Wen die Hitze besonders trifft
Hitzewellen stellen eine Gefahr für die Gesundheit dar – das Risiko ist jedoch nicht gleich verteilt.
Es ist heiß in Österreich, sehr, sehr heiß. Am Donnerstag sollen im Donauraum und Südosten bis zu 37 Grad erreicht werden. Aber bereits vor einer Woche schlugen die Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Alarm: In vielen Teilen des Landes stelle die Hitze eine Gefahr für die Gesundheit dar. Krankenhäuser, Einsatzkräfte, Pflegeheime und Apotheken sind seither in erhö…
DerStandard
Migrationsforscherin Kohlenberger: »Geflüchtete berichten von Einsamkeit und Retraumatisierungen«
Migrationsforscherin Kohlenberger: »Geflüchtete berichten von Einsamkeit und Retraumatisierungen«
In der Pandemie habe die psychische Belastung unter Migranten und Geflüchteten zugenommen, sagt Judith Kohlenberger. Gleichzeitig würden sie in Aufklärungskampagnen nicht angesprochen.
Schon vor der Pandemie war es um die Gesundheit von Geflüchteten schlecht bestellt. In der Corona-Debatte kamen sie aber ebenso wie die Migrantinnen und Migranten, die schon lange in Österreich leben, meist nur als Problemfelder vor. Die Integrationsforscherin Judith Kohlenberger hat Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund gefragt, wie sich die Pandemie auf ihre Gesundheit ausgewirkt hat un…
DerStandard
Beim Impfen nichts Neues
Beim Impfen nichts Neues
Hausärztinnen und -ärzte sollen in bestimmten Fällen auch Junge impfen dürfen. Das haben Bundeskanzler und Gesundheitsminister am Donnerstag verkündet – nur, neu ist das nicht.
Der Gesundheitsminister und der Kanzler hatten am Donnerstag zwei frohe Botschaften zu verkünden: Alle Bundesländer werden die Alterspriorisierung bald aufheben. Stimmt nicht, dröhnte es darauf noch am Abend aus Wien: Der Bund kauft den Impfstoff, die Länder impfen diesen – und Wien werde dabei nicht vom Impfplan abweichen. Denn für die Öffnung für alle Altersgruppen fehle der Impfstoff. Doch auch…
DerStandard
Impfprogramm: Was passiert im Herbst?
Impfprogramm: Was passiert im Herbst?
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Durchimpfen im Herbst von vorne beginnen – vieles dabei ist aber noch offen.
Es ist das große Ziel des österreichischen Impfplans: Mitte Juli soll jeder, der will, eine Covid-19-Schutzimpfung erhalten haben. Die Regierung rechnet mit rund fünf Millionen Impfwilligen, die bis dahin zumindest das erste Mal geimpft sein werden. Doch wie geht es nach dem Sommer weiter? Das Nationale Impfgremium (NIG) geht davon aus, dass die Schutzdauer nach mRNA- oder Vektor-Impfstoffen nach …
DerStandard
Kampf gegen die Pandemie: Strategiewechsel
Kampf gegen die Pandemie: Strategiewechsel
Wer erst dann handelt, wenn die Lage in den Krankenhäusern dramatisch wird, kann dem Virus nur hinterherhinken.
Es war irgendwann im Herbst, da hat sich in Österreich im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie ein Ziel durchgesetzt: Es dürfe nur zu so vielen Infektionen kommen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Dieser Strategie gemäß müssen strenge Maßnahmen erst erlassen werden, wenn die Überlastung der Intensivstationen droht. Gibt es genügend freie Betten, wie etwa jetzt in den westlichen un…
DerStandard
Long Covid: Die Krankheit nach der Krankheit
Long Covid: Die Krankheit nach der Krankheit
Rund zehn bis 20 Prozent der vormaligen Covid-19-Patienten leiden an Long-Covid-Symptomen. Auch für Medizinerinnen und Mediziner ist die Krankheit eine Herausforderung. (Mit Oona Kroisleitner und Julia Palmai)
Normalerweise kann Ralf Harun Zwick nicht viel aus der Fassung bringen. Über 20 Jahre arbeitet der Leiter der Ambulanten Rehabilitation der Therme Wien als Lungenfacharzt. Seit vergangenen Sommer betreut Zwicks Ambulanz auch Patienten nach einer Covid-Erkrankung. »Dabei können wir uns aber nicht mehr auf unsere klinische Erfahrung verlassen«, sagt er. Erst vor kurzem hat Zwick eine 32-Jährige Frau…
Wienerin
»Menschen müssten nicht mehr mit der ständigen Demütigung leben, ob ihnen geholfen wird oder nicht«
»Menschen müssten nicht mehr mit der ständigen Demütigung leben, ob ihnen geholfen wird oder nicht«
Der Sozialstaat sei nicht mehr treffsicher, sagt die Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack. Die Lösung: Für jede*n 1.200 Euro im Monat – ganz ohne Bedingung. Kann das funktionieren?
In der Krise hat ein sperriger Begriff Konjunktur: das bedingungslose Grundeinkommen. Seit März führt die Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack Umfragen im Rahmen der Corona-Studie der Universität Wien durch. Immer öfters kämen ihre Interviewpartner*innen dabei auf die Idee eines Grundeinkommens zu sprechen. Für die Europäische Kommission hat sich Prainsack bereits davor zwei Jahre lang mit …
Wienerin
Auf ewig mein
Auf ewig mein
Schlägt ein Mann seine Frau, heißt es, sie soll sich von ihm trennen. Die Obsorge für die Kinder muss sie sich danach aber mit ihm teilen. Was bedeutet das für die Opfer?
Nach der Geburt des Sohnes hat es wieder angefangen: der Alkohol, die Drohungen, die Schläge. Eine Nachbarin wird später bei der Polizei aussagen, dass sie vom Fenster aus beobachtete, wie ein Mann eine Frau schlägt. Eine Freundin, dass Sandra * an diesem Sonntag mit geschwollenem Gesicht zum Kaffee kam. Sandra zeigt ihren Ehemann damals nicht an. Als ihr Sohn Mikael * drei Jahre alt ist, sieht er…
Wienerin
»Anti-Gender-Debatten gehen immer mit dem Abbau des Rechtsstaates einher«
»Anti-Gender-Debatten gehen immer mit dem Abbau des Rechtsstaates einher«
In 'Anti-Gender-Debatten' verdichten Rechtspopulist*innen viele Ängste. Dazu nutzen sie auch religiöse Bilder, sagt die Theologin Rita Perintfalvi. Für die Demokratie wird das zur Gefahr.
Kroatien, Polen, Ungarn: In Ost- und Mitteleuropa schließen Rechtspopulist*innen Allianzen mit christlichen Fundamentalist*innen. Welche Rolle der Kampf gegen Geschlechtergerechtigkeit dabei spielt, hat ein internationales Symposium an der Universität Graz untersucht. Die Theologin Rita Perintfalvi hat das Forschungsprojekt als Grazer Kooperationspartnerin geleitet. Sie forscht zu den Schnittfeld…
Wienerin
Die Schattenkämpferinnen
Die Schattenkämpferinnen
60.000 Frauen pendeln regelmäßig Tausende Kilometer, um in Österreich Alte und Kranke zu pflegen. Nun wehren sie sich gegen ihre prekären Arbeitsbedingungen.
Eigentlich könnte Elena Popa ein zufriedenes Leben führen. Ihr Ehemann Marinel ist ein guter Mann. Er trinkt nicht, er raucht nicht. Er putzt, er wäscht und er kocht. Während Elena in Österreich Senior*innen pflegt, kümmert er sich um das Haus und den Garten im rumänischen Biled. Seit 34 Jahren sind Elena und er ein gutes Team. Wenn sie sagt: Ich will das! Dann sagt er: Gut, dann mach es! Ihre dre…
Wienerin
Gemeinsame Obsorge: »Die Mütter sind einem gewalttätigen Mann so 18 Jahre lang ausgeliefert.«
Gemeinsame Obsorge: »Die Mütter sind einem gewalttätigen Mann so 18 Jahre lang ausgeliefert.«
Der Verein Feministische Alleinerzieherinnen kritisiert die Umsetzung der gemeinsamen Obsorge – und ist über geplante Änderungen im Familienrecht besorgt.
Seit der Familienrechtsreform im Jahr 2013 haben geschiedene Eltern automatisch die gemeinsame Obsorge für ihre Kinder. Waren sie nicht verheiratet, ist zuerst die Mutter allein obsorgeberechtigt. Der Vater kann jedoch eine gemeinsame Obsorge beantragen – und Richter*innen diese auch gegen den Willen eines Elternteiles anordnen. Das Regierungsprogramm von ÖVP und Grüne sieht nun Etablierung der ge…
Wienerin
Klassenbildung
Klassenbildung
Patric und David besuchen die gleiche Schulstufe, sie lernen beide gerne und sind motiviert. Für David war der coronabedingte Heimunterricht eine Umstellung – Patric stand kurz davor, alles hinzuschmeißen. Warum? (Mit Magdalena Pötsch)
Diese Geschichte beginnt in Japan, 27 Kilometer entfernt von Steyr, mitten im oberösterreichischen Weyer. Patrics Idole tragen Namen wie Naruto, Sasuke und Itachi und stehen vor großen Entscheidungen: Rettest du deinen Clan, die eigene Familie – oder ein Dorf und seine 200 Bewohner*innen? Patric zieht die Luft ein. Der Held in seinem Anime, einer japanischen Zeichentrickserie, muss sich letztlich …
Wienerin
Stell dir vor: Es ist Pandemie und du kannst nicht zum/r Ärzt*in gehen
Stell dir vor: Es ist Pandemie und du kannst nicht zum/r Ärzt*in gehen
Menschen, die undokumentiert in Österreich leben, können medizinische Hilfe aus Angst vor Abschiebungen nicht in Anspruch nehmen. Während der Corona-Pandemie ist das für die gesamte Bevölkerung gefährlich.
Seit eineinhalb Monaten blickt Österreich gebannt auf Statistiken – auf Infektionszahlen und Hospitalisierungssraten. Diesen Mittwoch meldete das Gesundheitsministerium 2.094 Erkrankte, 386 davon befanden sich im Spital, 131 auf der Intensivstation. Die Zahlen machen Mut. Es werden immer weniger Menschen aufgrund von COVID-19 in die Krankenhäuser eingeliefert. Auch Katharina Bruhn behandelt nun we…
Wienerin
»Warum soll ich Witze über Heteromänner machen? Sie sind so uninteressant«
»Warum soll ich Witze über Heteromänner machen? Sie sind so uninteressant«
Denice Bourbon ist laut, dick und lesbisch. Sie macht politisch korrekte Comedy und will eines nicht mehr hören: Kann das denn lustig sein?
»Ich bin eine laute, dicke, lesbische Feministin und rede die ganze Zeit darüber«, sagt Denice Bourbon, 43, in einer Mischung aus Englisch und Deutsch und lacht dröhnend. Seit sie 16 war, steht Bourbon auf der Bühne – als Sängerin, Burlesque-Künstlerin und DJ. Sie ist Kolumnistin, Podcasterin und hat bereits eine Autobiografie verfasst. Nur eines hat sich die Wiener Schwedin lange nicht zugetraut…
Wienerin
Schwangerschaftsabbrüche während der Pandemie: »Wir werden bald Szenen wie vor 1975 erleben«
Schwangerschaftsabbrüche während der Pandemie: »Wir werden bald Szenen wie vor 1975 erleben«
Der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ist in Österreich beschränkt. Die Corona-Pandemie wird die Situation weiter verschärfen. Expert*innen fordern deshalb gesetzliche Änderungen.
Christian Fiala führt seit 30 Jahren Schwangerschaftsabbrüche durch. Seit der vergangenen Woche brauchen Patient*innen in seinem Wiener Ambulatorium bei chirurgische Abbrüchen deutlich mehr Narkosemittel. »Es gibt große Angst und Verunsicherung«, sagt Fiala. Viele, so erzählt er, seien nervös, ob geplante Abbrüche und Untersuchungen noch stattfinden können. Fiala kann das nachvollziehen. »Es beste…
Wienerin
Ignorieren Sie das einfach!
Ignorieren Sie das einfach!
Rassismus kann Traumata auslösen. Zu seinen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit wurde aber bisher kaum geforscht. Das hat Folgen: Von Therapeut*innen werden Betroffene oft nicht ernst genommen.
Als Lida* vom Selbstmord eines Freundes erfährt, kann sie nicht mehr schlafen, nicht mehr denken, nicht mehr die Wohnung verlassen. Nach einem Aufenthalt im Krisenzentrum bekommt die Afghanin einen Therapieplatz. Mit ihrer Psychotherapeutin macht Lida Fortschritte – bis ihr Leben im Februar 2020 erneut aus den Fugen gerissen wird: Am 19. Februar ermordet ein rechtsextremer Terrorist neun Menschen…
Wienerin
Kein 24h-Dienst mehr? Frauenhelpline droht Kürzung
Kein 24h-Dienst mehr? Frauenhelpline droht Kürzung
Der Gewaltschutz braucht mehr Geld. Ohne Budgeterhöhung müssen viele Organisationen ihr Angebot kürzen – darunter die Frauenhelpline.
Bis 18. März will die türkis-grüne Regierung ihr erstes Budget vorlegen. Die Allianz GewaltFrei leben, ein Zusammenschluss von Opferschutzeinrichtungen und Gewaltschutzorganisationen, fordert mehr Mittel für Gewaltschutz und Gewaltprävention. Ansonsten müssten viele Organisationen ihr Angebot zurückschrauben. »Einige Organisationen sind am absoluten Limit«, sagt Sophie Hansal, Koordinatorin der Al…
Wienerin
Du und ich
Du und ich
Wir sind gleich alt. Du bist in Syrien aufgewachsen, ich in Österreich. Wie ich bist du zielstrebig und hast gern gelernt. Trotzdem stehst du hier am Anfang.
Du bist 18 Jahre alt, als du beschließt, dass dich nichts aufhalten darf. Ein Jahr davor lagen zwei Punkte zwischen dir und dem Schulabschluss, auf den du so hart hingearbeitet hast. Damals warst du schwer krank, nun rollen Panzer durch dein Viertel in Damaskus. Aber das, so sagst du, wird dich diesmal nicht hindern. Du lernst, während Bomben fallen. Du lernst für Mathematik, Biologie, für Arabi…
Wienerin
Was uns trennt
Was uns trennt
Kriselt es in Liebesbeziehungen, gehen wir zur Paarberatung. Warum retten wir Freundschaften nicht mit dem gleichen Engagement?
Ob sie sich noch an die Fortgeh-Fotos erinnern kann, an die mit den pinken Strähnen, fragt schwesterchen11. »Oh Gott, wir hatten einfach die uncoolste Freundschaft ever«, sagt snoopy93. schwesterchen11 und snoopy93 sind heute 25 und 26 Jahre alt. Da-mals, als schwesterchen11 auf den Gruber Jan stand und snoopy93 dauernd nur DKT spielen wollte, haben sie sich auf einem Facebook-Vorläufer diese Name…
Wienerin
Leistung schützt nicht vor Sexismus
Leistung schützt nicht vor Sexismus
Die neue Frauenministerin und ihr problematisches Sexismus-Verständnis.
Susanne Raab (ÖVP) ist mit einem Journalisten der Tageszeitung Heute Straßenbahn gefahren. Und die kurze Fahrt, von der Wiener Innenstadt zum Hauptbahnhof, hat viel über das Sexismus-Verständnis der Frauenministerin verraten. Auf die Frage, ob sie schon mal Sexismus erlebt hat, etwa am Arbeitsplatz, antwortet Raab: »Ich hatte das große Glück, dass ich Sexismus noch nie persönlich am Arbeitsplatz e…
Wienerin
Zurück in die Zukunft
Zurück in die Zukunft
In ein paar Tagen wird das Jahr zu Ende gehen – und damit eine gesamte Dekade. Trotzdem, so scheint es, haben wir die 1990er nie ganz verlassen. Woher kommt die nostalgische Schwärmerei?
Es ist November 2019, und Jennifer Aniston und Brad Pitt verlassen gemeinsam ein Museum in Los Angeles – zumindest auf meinem Handy. Ich liege im Bett und sollte schlafen. Eigentlich. Stattdessen scrolle ich seit knapp einer Dreiviertelstunde über den Screen meines Smartphones: An mir vorbei ziehen Bennifer, die die Spice Girls und Winona Ryder, wie sie bei einer Filmpremiere den 27-jährigen Johnn…
Wienerin
Warum Gewalt gegen Frauen keine Frage des Alters ist
Warum Gewalt gegen Frauen keine Frage des Alters ist
Gewalt endet nicht im Alter. Im Gegenteil: Gerade ältere Frauen sind einem mehrfachen Risiko ausgesetzt und bekommen nur schwer Hilfe.
Irgendwann sind sie ihm aufgefallen. Die Hämatome an den Schienbeinen seiner Patientin und die Wutanfälle ihres Partners, von denen die Pflegerinnen erzählt haben. Als der Sohn des Paares nicht reagiert, wählt der Physiotherapeut schließlich die Nummer der Frauenhelpline. Seine Patientin, die pflegebedürftige Frau, ist inzwischen in einem Altenheim untergebracht, trotzdem erzählt Maria Rösslhumer …
Wienerin
Im Land der Gleichen
Im Land der Gleichen
Seit über 100 Jahren kämpfen Frauen in Island für ihre Rechte. Heute gilt das Land als Vorzeigemodell für Gleichstellung. Aber sind hier wirklich alle gleich?
Hoch oben im Norden, dort, wo es im Winter lange dunkel bleibt und auch im Sommer nicht warm wird, da wohnen Gleiche unter Gleichen. Zumindest, wenn es nach der Statistik geht. In keinem anderen Land sind Frauen und Männer so gleichgestellt wie in Island. So steht es im Global Gender Gap Report, mit dem Ökonom*innen des Weltwirtschaftsforums jedes Jahr den Grad der Gleichberechtigung in 149 Staate…
Wienerin
Für Wünsche hat Mama kein Geld
Für Wünsche hat Mama kein Geld
Österreich gibt pro Jahr über zehn Milliarden Euro für Familien und Kinder aus. Trotzdem ist fast jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Wie geht es besser?
Da sitzen sie nun, mit den Ellenbogen auf der Tischplatte, und schauen in die Luft: Joshua, ein hagerer Bursche, witzig und schlau, der später einmal Mechaniker werden will, um das kaputte Auto seines Bruders zu reparieren, und seine Zwillingsschwester Angelina, die indische Bollywoodfilme liebt und sagt: »Wenn ich groß bin, will ich im Fernsehen sein, so wie Shah Rukh Khan.« Was sie denn gerne ma…
Wienerin
»Das Konzept ›Vater und Mutter arbeiten Vollzeit und alles ist wunderbar‹ lässt sich nicht realisieren«
»Das Konzept ›Vater und Mutter arbeiten Vollzeit und alles ist wunderbar‹ lässt sich nicht realisieren«
Als Sektionschefin hat sie ihre Vorgängerin beraten. Nun ist Ines Stilling selbst Frauenministerin. Wir sprachen mit ihr über Vereinbarkeit, Quoten und Pragmatismus in der Politik.
So einiges könnte Ines Stilling an diesem Nachmittag aus der Ruhe bringen: Am Nebentisch lässt ein Kartenspiel Emotionen und Lautstärke hochgehen, der Fotograf verspätet sich zum Termin im Café Eiles, wir checken während des Interviews deshalb mehrmals das Smartphone. Stilling lächelt gelassen: »Im Notfall haben wir unsere Handykameras.« Kanzlerin Brigitte Bierlein machte die studierte Juristin zu…
Dossier
Die Standleitung
Die Standleitung
In der Chronikberichterstattung ist die »Krone« anderen Medien regelmäßig voraus. Wie die Zeitung an sensible Informationen aus der Polizei kommt und dabei viel aufs Spiel setzt.
Es ist 20.17 Uhr, als Wolfgang Sobotka vor die Medien tritt. »Österreich ist keine Insel der Seligen mehr«, sagt der Innen­minister (ÖVP) mit ernster Miene. Der ORF überträgt Teile der Pressekonferenz in einer Sondersendung. Zuvor zog eine Laufschrift am unteren Bildrand durch das Vorabendprogramm: »Terrorverdächtiger in Wien festgenommen.« Die anwesenden Journalisten haben viele Fragen. Welche An…
Wienerin
Im toten Winkel
Im toten Winkel
Nach einem Mord ist der Aufschrei groß. Doch was passiert, wenn Frauen weniger ›spektakuläre‹ Fälle anzeigen?
Als Sylvia zur Polizei geht, ist es schon oft passiert. Über Jahre hat sie ihr Partner misshandelt. Es begann mit Beschimpfungen und Demütigungen, später wurden daraus Drohungen und schließlich körperliche Gewalt. Wenn sie streiten, reißt er Sylvia am Arm und hält sie fest. Er drückt sie zu Boden oder stößt sie gegen die Wand – meistens immer nur so fest und präzise, dass es an ihrem Körper kein…
Die Zeit
Die Torfrau des FC Gruft
Die Torfrau des FC Gruft
Susanne Peter holt seit mehr als 30 Jahren Menschen von der Straße und bringt sie in die Notschlafstelle. Viele muss sie erst davon überzeugen. Warum tut sie sich das an?
Wenn Susanne Peter durch den Keller unter der Mariahilfer Kirche im sechsten Bezirk in Wien führt, dann tut sie das mit der Routine einer lang gedienten Reiseleiterin. Kleiderkammer, Lagerraum, ein Saal mit 34 Doppelstockbetten. Peter hat den unscheinbaren Keller schon oft hergezeigt. Zwischendurch aber, als sie etwa vor einem der Betten stehen bleibt und hinter sein Fußende zeigt, formt sich ein …
Dossier / DerStandard
Drei Minister für Glock
Drei Minister für Glock
Wie Gaston Glock den Vizekanzler und zwei andere Minister der FPÖ hofiert – im Vorfeld waffenpolitischer Entscheidungen. (Mit Georg Eckelsberger und Florian Skrabal)
Zweimal im Jahr lässt das Ehepaar Glock am Ortsrand einer kleinen Kärntner Gemeinde Hackschnitzel auswerfen. Der rote Teppich wird ausgerollt, eine riesige, weiße Halle hochgezogen, dann ist »Horses & Stars«. Chuck Norris, Wesley Snipes, Naomi Campbell, Kate Moss, Dieter Bohlen und andere – wenn Kathrin und Gaston Glock ihr Springreitturnier in Treffen am Ossiacher See veranstalten, kommen Promine…
Dossier / DerStandard
Über Waffen spricht man nicht
Über Waffen spricht man nicht
Früher oder später stimmen die Abgeordneten im Parlament über die waffenpolitischen Themen der Regierung ab. Wie halten sie es mit Waffen?
Die Fragen sind einfach und eigentlich schnell zu beantworten: Haben Sie einen Waffenpass? Haben Sie eine Waffenbesitzkarte? Und besitzen Sie Schusswaffen? Das wollten DOSSIER und Der Standard von Österreichs 183 Abgeordneten zum Nationalrat wissen. Denn zurzeit stehen zumindest zwei waffenpolitische Themen auf der Regierungsagenda, die früher oder später den Abgeordneten im Parlament zur Abstimm …
Dossier
Das U-Boot
Das U-Boot
Die Stadt Wien bezahlt eine sechsstellige Summe für eine Beilage und schweigt zu Details. Wird Geld an einen SP-nahen Verlag geschleust?
Man könnte meinen Preview - Das Magazin für Freizeitgestaltung soll gar nicht gelesen werden. Das Heft ist klein und unscheinbar, 32 Seiten im A5-Format. Preview gibt es weder in der Trafik zu kaufen, noch kann man es abonnieren. Preview betreibt keine Website, keinen Facebook-, Instagram- oder Twitter-Account. Manche der Artikel im Heft sind alt, einfache Nachdrucke von bereits erschienenen Texte…
Dossier / Profil
Wiener Bücherwurm
Wiener Bücherwurm
Die Stadt Wien kauft Bücher, doch teilweise wurden diese nicht geliefert – profitiert haben zwei SP-nahe Verlage. (Julia Herrnböck und Jakob Winter)
Das Buch Stadtleben in 50 Fragen wirft einen Blick hinter Wiens Kulissen. »Warum ist Wien eine besonders smarte City?«, »Warum sind die Busse in der Wiener Innenstadt derart leise?«, »Warum besitzt das Wiener Leitungswasser unschlagbare Qualitäten?« –diese und 47 ähnliche Fragen werden auf 158 Seiten abgearbeitet. Dass Wiens Lebensqualität zur höchsten weltweit zählt, sei kein Zufall: »Wer die vi…
Dossier
Wiener Beilagen
Wiener Beilagen
Wie die Stadt Wien Werbeausgaben in Beilagen versteckt und ein SPÖ-naher Verlag davon profitiert. (Mit Rosanna Atzara)
Am 17. Mai dieses Jahres gibt die Stadt Wien eine Werbebeilage in Auftrag. In dem Heft Holzhausen Spezial rühmt die Stadt ihre digitalen Strategien: Die App AnachB bringe Reisende sicher an ihr Ziel, das Programm der MA 48 informiert über Abfallsammelstellen und das nächstgelegene öffentliche WC. 64.386 Euro ist der Stadt Wien die Eigenwerbung wert – die Öffentlichkeit soll das aber nicht erfahren…